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St. Raphael hilft Togo e.V. - Jahresbericht 2004

Bankverbindung: Sparkasse Heidelberg
„St. Raphael hilft Togo e.V.;
Konto-Nr. 10 19 210 ,
BLZ 672 500 20
-Liebe Schülerinnen und Schüler! Liebe Eltern! Liebe Togo-Freunde!

So lange haben Sie nichts von uns gehört, dass Sie fast meinen müssen, es gäbe uns gar nicht mehr. Dieser Rundbrief soll ein Zeichen sein, dass der Verein „St. Raphael hilft Togo“ durchaus aktiv ist und dass wir Ihnen auch weiterhin dankbar verbunden sind.

Unser aller Bewusstsein wird in den Tagen und Wochen nach Weihnachten vordergründig von dem Tsunami mit seinen furchtbaren Verheerungen und vielen Opfern bestimmt gewesen sein, und wir wissen alle nur zu gut, dass die Not in den Katastrophengebieten nach wie vor unermesslich ist, auch wenn in den Medien andere Ereignisse wieder eine wichtigere Rolle einnehmen und die Schlagzeilen bestimmen.

Wenn Sie die Meldungen aufmerksam verfolgt haben, dann ist Ihnen sicher aufgefallen, dass zahlreiche Politiker von der nationalen und internationalen Bühne im Zusammenhang mit der entsetzlichen Not in Südostasiens Katastrophengebieten immer wieder auf die „stillen Katastrophen“, besonders in Afrika hingewiesen haben. So betont z.B. der deutsche Unicef Geschäftsführer Garlichs: „Vor allem auf dem schwarzen Kontinent verstärken sich die Naturkatastrophen und von Menschen gemachte Krisen in erschreckendem Ausmaß.“ Betroffen sind vor allem die Kinder, besonders die ständig wachsende Zahl der Aids-Waisen. Und der Bundespräsident Horst Köhler betont in einem Interview: „Buchstäblich mein Herz habe ich in Afrika verloren. Hier gibt es unvorstellbares Elend und Not. Und doch habe ich gerade in Afrika erlebt, was Menschenwürde bedeutet: sich nicht fallen lassen, Hoffnung zu haben und Nächstenliebe zu praktizieren. Vor allem die Frauen leisten dort Unglaubliches. Die Menschlichkeit der Welt wird am Schicksal Afrikas getestet.“

Eine ähnliche Erfahrung mit den Menschen hat Frau Dilger bei ihrer Togo-Reise im Herbst 2004 gemacht. Sie formuliert ihre Beobachtung so: „Die Armut der Menschen ist weiterhin groß, und die politische Ausrichtung lässt auch keinerlei Hoffnung auf Besserung aufkommen. Dennoch empfanden wir, dass viele Menschen, die seit langer Zeit in Hoffnungslosigkeit hatten leben müssen, begonnen haben, sich auf ihre eigenen kreativen Kräfte zu besinnen, mit deren Hilfe sie nun ein sinnerfülltes Leben führen. Wir sahen daher weniger gedrückte, traurige und resignierte Gestalten als in früheren Jahren. Uns schien das Leben dort wieder ein bisschen bunter, froher und lebendiger.“

Wie es weitergehen wird, bleibt abzuwarten. Der Tod von Eyadéma, der 38 Jahre an der Macht war und das Land entgegen der Verfassung wie ein Diktator regierte, hat eine neue Krise ausgelöst. Einer seiner Söhne, Faure Gnassingbé, bisher Minister, wurde vom Militär durch einen Verfassungsbruch zum neuen Präsidenten gemacht. Aufgrund der weltweiten, vor allem afrikanischen Prosteste, ist er inzwischen zurückgetreten und hat sich zum Kandidaten des RPT, der Partei seines Vaters und vormaliger Einheitspartei, aufstellen lassen. Die Oppositionsparteien haben sich zunächst auf einen einzigen Gegenkandidaten geeinigt (Akitani Bob), dessen Position durch den unerwarteten Auftritt zweier neuer Kandidaten der sogenannten "gemäßigten" Opposition, geschwächt wird. Am 24. April fanden Präsidentschaftswahlen statt. Die amtliche Auszählung hat ergeben: 60% für den Eyadema-Sohn Faure Gnassingbé, den Kandidaten der ehemaligen Einheitspartei, und 38% für Emmanuel Akitani Bob, den gemeinsamen Kandidaten der Opposition. Akitani hält sich aber für den Sieger wegen massiven Wahlbetrugs, vor allem durch gezielte Nichtausstellung von Wählerkarten. Schwere Auseinandersetzungen mit den Ordnungskräften haben mehrere Todesopfer zur Folge gehabt und die Flucht Tausender in das benachbarte Ausland. Das Goethe-Institut in Lomé wurde überfallen und in Brand gesteckt. Wann wird Togo endlich in demokratisches Fahrwasser finden?

Was uns in dieser Lage hier zu tun möglich ist: beten, damit die Situation unter Kontrolle bleibt, sich zum Guten wendet und den Menschen eine hoffnungsvolle Zukunft geschenkt wird. Um diese Gebetsunterstützung bittet Corneille ausdrücklich. Enttäuschen wir ihn und seine Landsleute nicht!

Wie oben schon erwähnt, reisten Frau und Herr Dilger im Herbst 2004 nach Togo. Von dem Gesamteindruck war oben die Rede. Nun sollen noch einige Einzelheiten angeführt werden.

Nicolas und Thomas betreiben gemeinsam eine Computer-„Schule“. Sie ist klein, wirft aber so viel ab, dass die beiden behinderten jungen Männer mit ihren Familien davon leben können.

Erfreulich ist die Entwicklung in der Familie Ayéva. Bachir, der lange unterstützt wurde und bei dem zunächst keine besonderen Fortschritte feststellbar waren, nahm an einem Wettbewerb teil, der ihm einen Studienaufenthalt in den USA ermöglichte. Dort hat er jetzt eine feste Anstellung. Er unterstützt die Familie finanziell. Seine Begründung: als es mir schlecht ging, fand ich Hilfe; jetzt trage ich eine Dankesschuld ab und helfe anderen. Die Tochter der Familie, der wir eine „gehobene“ Schneiderausbildung ermöglicht hatten, hat sich zu einer Art Designerin hochgearbeitet und betreibt mit ihrem Mann ein kleines Unternehmen. Den Eltern Ayéva sind die Freude und der Stolz über die Entwicklung ihrer Kinder anzusehen, zugleich aber auch der Dank für alle Hilfe durch unseren Verein über viele Jahre.

Kossi-Raphaël und Afia-Franziska, die beiden Diabetiker, sind inzwischen erwachsen und bestreiten selbst ihren Lebensunterhalt. Afia aber braucht noch eine kleine Unterstützung für die Insulinspritzen.

Geneviève und Léopold sind ein typisch afrikanisches Ehepaar, bei dem die Hauptlast auf der Frau liegt. Léopold hat eine feste Anstellung als Lehrer, trägt jedoch von seinem geringen Gehalt kaum zum Lebensunterhalt der Familie bei. Auf beiden lastet die Tatsache, dass die Ehe kinderlos ist und bleiben wird, fast eine Schande in Afrika, besonders für die Sippe des Mannes.

Schwer tut sich Henri. Trotz Ausbildung als Automechaniker, trotz zusätzlicher Praktika: es gelingt ihm nicht, auf eigenen Füßen zu stehen. Unsere Freunde in Togo, Corneille und Camille, nehmen sich seiner an und hoffen, dass sie ihm helfen können, lebenstüchtig zu werden.

Familie Babalima – Corneille und Marie-Claire und ihre beiden kleinen Töchter – bilden eine fröhliche Familie. Die Arbeit in der Bäckerei ist anstrengend und oft aufregend, besonders weil immer wieder mit Stromausfällen gerechnet werden muss. Aber das Paar besitzt Phantasie und Energie und versucht, neue Einnahmequellen zu erschließen.

Große Freude löste der Besuch aus Deutschland in den beiden Kinderheimen in Benin aus, bei Soeur Madeleine, Freude besonders bei Soeur Julie. Dass die Zahl der Waisen steigt, ist bedrückend, aber es ist hoffnungsvoll, wie diese Kinder von den Schwestern aufgenommen und angenommen und auf je eigene Weise gefördert werden. Wichtig ist vor allem der Schulbesuch. Menschen, die lesen und schreiben können, werden nicht so leicht Opfer von Propaganda etc. Unsere / Ihre Gelder werden vor allem gebraucht, um den Lebensraum der Kinder zu verbessern und zu erweitern.

In früheren Briefen war gelegentlich von Père Bédiaku die Rede, einem Priester, der aus einem kleinen togoischen Dorf stammt, später Lehrer, tätig in der Priesterausbildung, aber auch in der Pfarrseelsorge. Vor vielen Jahren hat er Heidelberg besucht und in den St. Raphael Schulen von seiner Tätigkeit erzählt. Er erkrankte an Diabetes, die wohl nicht rechtzeitig erkannt bzw. behandelt wurde. Beide Beine mussten ihm amputiert werden, er erblindete vollständig, blieb aber geistig ganz wach. Die Besucher aus Heidelberg erkannte er gleich an den Stimmen. Am 20.4. erreichte uns die Nachricht von seinem Tod. Möge er jetzt seinen wohlverdienten himmlischen Frieden erfahren.

So viel oder so wenig für heute. Der Brief will helfen klarzumachen, dass die Not in Togo groß ist und bleibt, aber auch, dass unsere Hilfe nicht ins Leere gegangen ist und geht, sondern echte Hilfe zur Selbsthilfe ist. So danke ich am Ende des Schreibens im Namen aller Freunde aus Togo, aber auch im Namen des Vereins „St. Raphael hilft Togo“ für alle Hilfe, alle Spenden, danke besonders den St. Raphael Schulen für die erneute Unterstützung. Dank auch an Frau Dilger, die wie immer auf vielfältige Art die Hauptlast der Arbeit für Togo trägt. Und jetzt bitte ich Sie: bleiben Sie Togo und unseren Freunden treu, auch wenn anderswo in der Welt Ihr Einsatz eingefordert wird. Ich bin sicher, dass das Wort zutrifft: Wer gibt, dem wird gegeben werden! Sie haben es gewiss auch schon selbst erfahren.


Es grüßt Sie, im Namen des Togovereins, besonders von Frau Dilger,

Ihre Schwester Roswitha Völzgen