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FORUM 38 (12/2003)



Artikel

[+] Katholische Schulen: Erziehung und Bildung - mit Leidenschaft
von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch
Freie Schulen sind gefragt. In diesem Schuljahr besuchen rund 370.000 Schülerinnen und Schüler in der Bundesrepublik eine katholische Schule, davon ca. 13.000 Kinder und Jugendliche Schulen der Schulstiftung in der Erzdiözese Freiburg. Im Schnitt gibt es in unserer Erzdiözese 50% mehr Anfragen von Eltern, die ihr Kind gerne auf eine katholische Schule schicken möchten, als Plätze zu Verfügung stehen. Auch wenn man davon ausgehen kann, dass diese Eltern, die sich bewusst für eine katholische Schule entscheiden, sich nicht in erster Linie gegen eine vielleicht als defizitär oder wertfreie staatliche Schule abgrenzen, so legt es sich doch nahe, die Frage nach dem „Mehrwert“, nach dem, was unsere Schulen auszeichnet und schließlich anziehend macht, zu stellen. Zugleich erlaubt eine Analyse der gegenwärtigen Situation auch erste Ausblicke auf eine zukünftige Schwerpunktsetzung und Profilierung, ohne sich dabei vorrangig von anderen, den staatlichen Schulen, absetzen zu wollen, sondern um das Eigene, die Grund- und Ausgangslage stets neu in den Blick zu nehmen.
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[+] Zeit-Reisen, Zukunfts-Visionen, Sinn-Bilder? Modelle und Dioramen als Erkenntnismittel
von Dr. Dirk Schindelbeck
Reißbrettträume, Zukunftsspiele Prachtvoll sollte sie sein, majestätisch, monumental, Stein gewordener Rausch aus Glanz und Macht. Wie sich Berlin hingegen darbot, gefiel dem Führer nicht: gemessen an „richtigen“ Metropolen wie London oder Paris ein Haufen von fünfzig Dörfern. Mindestens 120 Meter breit sollte denn auch die Magistrale der künftigen Hauptstadt werden, wenigstens 20 Meter breiter und zweieinhalb mal länger als der Champs Élysées. Bekanntlich wusste Albert Speer, des Diktators „Hofbaumeister“, solchen Großmachtphantasien kongenial zu entsprechen – mit Skizzen und Plänen und immer wieder mit Modellen und Dioramen: „Besonders begeisterte Hitler ein großes Gesamtmodell, das die geplante Prachtstraße im Maßstab 1:1000 zeigte. Es war in Einzelteile zerlegbar, die auf Rolltischen herausgezogen werden konnten. An beliebigen Punkten trat Hitler so ‚in seine Straße’, um die spätere Wirkung zu prüfen: beispielsweise nahm er die Perspektive des Reisenden ein, der am Südbahnhof ankam. Er kniete dazu fast nieder, das Auge einige Millimeter über dem Niveau der Modellstraße, um den richtigen Eindruck zu gewinnen. Nie sonst habe ich ihn so lebhaft, so spontan, so gelöst erlebt wie in diesen Stunden.“
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[+] Egoismus - gibt es einen Ausweg?
von Stephan Friedel Boehle
1. Zeitkrankheit Egoismus Seit vielen Jahren kämpfen wir mit dem Phänomen des Egoismus, vor allem bei den Schüler/innen, aber auch bei uns selbst, den Lehrer/innen. Vieles spricht dafür, über gehäufte Einzelfälle hinaus den Egoismus als Zeitphänomen einzustufen. Aber bekanntlich kommen die Zeiten und gehen die Zeiten und mit ihnen zusammen ihre Erscheinungsformen. Der Egoismus jedoch scheint nicht im Ansatz zu gehen: Er kam schon vor langem und bleibt und bleibt und scheint sich im Gegenteil noch zu verstärken. Von den Grundschulen bis zu den Universitäten hören wir die Klagen, und je jünger Kinder sind, desto schwieriger erscheint der Umgang mit diesem Phänomen. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass wir nicht gelassen auf sein „natürliches“ Verschwinden hoffen dürfen, sondern dass es überfällig ist, ihm entgegen zu arbeiten, gerade vom besonderen Erziehungsauftrag unserer Schulen her.
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[+] Wie die Literatur aus dem Deutschunterricht verschwand ...
von Alfred Eckerle
Im Abitur vor einigen Monaten war neben anderen Aufgaben eine Erörterung über einen Text von Reinhard K. Sprenger zu verfassen. Der Autor bietet Erfolgsseminare für Firmenleitungen des mittleren Managements an. Man kann von dem Beitrag über „Individualisierung“ nicht mehr als Schmus erwarten, Lebensweisheiten aus zweiter Hand. Es ist aber weit schlimmer. Das Ideal des Individuums fasst Sprenger in dem Satz zusammen: „Hier bin ich ein Individuum. Man geht auf meine persönlichen Wünsche ein.“ Das Individuum ist also der haptische Charakter, der sein Eigensein im ausgesuchten Konsumwissen aufspürt. Wir sehen diesen Typus förmlich vor uns, er wird uns ja täglich in der Werbung präsentiert. Und prompt haftet Sprenger in allem Ernst diesem Prachtexemplar eines Individuums das Attribut „Selbst-GmbH“ an. Das Individuum ist keine Person mehr, sondern ein Geschäft. Sprengers aussagekräftiger Kommentar dazu: „Man mag das bedauern oder begrüßen.“ Er begrüßt es, denn der nächste Satz lautet: „Der Mensch, noch von Kafka auf seine Aktenlage reduziert, explodiert förmlich in seinen Ansprüchen, in seinem Erlebnishunger, in seiner Selbstdynamisierung.“ Ich spare es mir, das Wort „Selbstdynamisierung“ zu analysieren, ich stelle mir darunter den Sprengsatz eines ununterbrochen witzelnden, aufgeblasenen, gestylten Jungakademikers vor. Aber was Kafka angeht, wissen wir jetzt Bescheid. Er ist ein Krüppel. Und die „Ich-AG“ die Verkörperung einer autonomen Persönlichkeit. Managementberater reden Tacheles. Die maßlose Selbstgefälligkeit eines Herrn Sprenger lässt uns zu Zeugen seines Hasses auf das zutiefst Menschliche werden, das sich naturgemäß bei den Gestrandeten und im Labyrinth Umherirrenden am ehesten zeigt. Und auf welch leuchtende Weise bei Kafka.
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[+] NaT-Working-Projekt: Schülerinnen im Umgang mit modernen Technologien des Alltags
von Karola Bernert
„Naturwissenschaft und Technik – Schüler, Lehrer und Wissenschaftler vernetzen sich“ – so lautet der ausführliche Titel eines Förderprogramms, das von der Robert-Bosch-Stiftung im Jahre 2000 ins Leben gerufen wurde. Ziel dieses Programms ist es, jungen Menschen Zugang zum aktuellen Geschehen in Naturwissenschaften und Technik zu verschaffen. Um Interesse und Neugier auf naturwissenschaftliche und technische Zusammenhänge zu wecken, möchte die Robert-Bosch-Stiftung persönliche Partnerschaften zwischen Naturwissenschaftlern, Ingenieuren und Schulen vermitteln. Mit dem Programm NaT-Working unterstützt die Stiftung finanziell die Umsetzung von guten Ideen zu gemeinsamen Projekten von wissenschaftlich-technischen Hochschulen und Schulen. Inzwischen werden bundesweit über 40 regionale NaT-Working-Projekte von der Robert-Bosch-Stiftung gefördert (weitere Informationen zu dieser Initiative erhält man im Internet unter www.nat-working.de).
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[+] Sport und Compassion: Ein Praxis- und Unterrichtsprojekt sozialen Lernens im Schulsport am St. Raphael-Gymnasium Heidelberg
von Vera Sandmann
„Compassion“ der katholischen Stiftungsschulen der Erzdiözese Freiburg (hierzu nähere Informationen unter www.schulstiftung-freiburg.de) verbindet das Sozialpraktikum, das die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9, 10 oder 11 in unterschiedlichen sozialen Einrichtungen absolvieren, mit einem begleitenden und reflektierenden Fach- (oder auch fächerübergreifenden) Unterricht in der Schule. Nach der Devise „Sieh hin – und du weißt“ (Hans Jonas, Philosoph) sollen junge Leute für Solidarität mit Menschen, die in der Gesellschaft am Rande stehen, weil sie nicht oder nicht mehr mithalten können, sensibilisiert werden. Damit lässt sich „Compassion“ wohl treffend mit Mitmenschlichkeit, verstanden als die Vereinigung von Menschlichkeit und Mitgefühl, umschreiben. „Compassion“ bedeutet: „Mensch sein für andere“.
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[+] Sauber ans Netz!? Aufsichtpflicht, Verhaltenskodizes, Medienkompetenz, Filtersoftware
von Gerald Kiefer
Szenario 1: Die Informatiklehrkräfte einer Schule beklagen mit Recht, dass „ihr“ Computerraum ständig durch Schüler/innen belagert und blockiert sei, die im Internet mit schulischem Auftrag recherchieren müssten, sei es im Rahmen ihrer „besonderen Lernleistung“ für eine Seminarkursarbeit, sei es für eine Präsentation im Rahmen der sogenannten „anderen gleichwertigen Leistungsnachweise“, sei es für Referate oder Projekte in diversen Fächern. Nach Rücksprache mit dem Internetbeauftragten beschließt die Schulleitung daher, drei ältere Rechner mit Internetzugang im Schüleraufenthaltsraum zu installieren, damit den Schüler/innen die Möglichkeit eröffnet ist, in Freistunden und außerhalb der regulären Unterrichtszeit in Eigenregie im World Wide Web zu recherchieren bzw. zu surfen. Da die Schüler/innen den Aufenthaltsraum unter anderem auch mit einer Kaffeemaschine ausgestattet haben, wird bald nur noch vom „Internetcafé“ der Schule gesprochen. Das kostenfreie Angebot wird von der Schülerschaft intensiv wahrgenommen.
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[+] 75 Jahre St.-Dominikus-Gymnasium Karlsruhe
von Ingrid Geschwentner
Als die Dominikanerinnen des Klosters Zoffingen im Jahr 1928 die St.-Dominikus-Schule gründeten, waren sie ganz bestimmt guten Mutes, voller Tatendrang und des Gottgefallens ihrer Unternehmung sicher – nicht ahnend, dass bereits in den 30er-Jahren die junge Schule in ihrer Existenz gefährdet sein würde. Als 1940 durch die nationalsozialistischen Machthaber die Schließung vollzogen wurde, schien das Ende der katholischen Mädchenschule in Karlsruhe besiegelt. Doch die politische Gewalt konnte die Idee nicht zerstören, und so geschah im Jahr 1955 die „Auferstehung“ des St.-Dominikus-Mädchengymnasiums. Seither wächst und gedeiht die Schule.
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